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48
eroberten auch in blutigen Kämpfen den größten Theil von Spanien
bis zum Ebro. Hasdrubal gründete Neukarthago, das bald
durch Handel groß und blühend wurde, und die griechischen Kolonien
an der spanischen Küste verdunkelte. Diese, insbesondere Sag un tum,
für ihre Unabhängigkeit besorgt, schlossen mit den Römern einbünd-
niß, welche ohnehin auf Karthago's wachsende Macht eifersüchtig wur-
den. Die Römer zwangen Hasdrubal zu einem Grenzvertrage, nach
welchem die Karthager mit keinem Heere über den Ebro gehen
und die Freiheit der griechischen Staaten nicht gefährden sollten.
Nach Hasdrubals Ermordung ward der erst 23jährige Ha n-
nibal, Hamilkars Sohn, vom Heere zum Nachfolger erwählt
und in Karthago bestätigt 221.
Dieser außerordentliche Mann, einer der größten Feldherren aller
Zeiten, führte schnell aus, was sein Vater und Schwager begonnen
hatten, und suchte alsbald Gelegenheit, seinen ererbten Haß (sein
Schwur als neunjähriger Knabe) gegen die Römer, von welchen sein
Vaterland so viele Schmach erduldet hatte, zu befriedigen. Er
knüpfte mit den spanischen Völkerschaften jenseits des Ebro Verbin-
dungen an, und unterstützte sie in ihren Fehden gegen Sagunt.
H ann ibal belagerte und eroberte diese Stadt nach 8 Monaten 219.
Auf die Nachricht hievon schickten die Römer eine Gesandt-
schaft, an deren Spitze Q. Fabius stand, nach Karthago, die
Auslieferung Hannibals zu verlangen. Als diese verweigert wurde,
ward der Krieg unvermeidlich, dessen Schauplatz Italien, Spa-
nien, Sicilien und seit 204 Afrika war.
Der Plan der Römer war, ein Heer unter dem Consul P.
Cornelius Scipio nach Spanien, und ein anderes unter sei-
nem Collegen T. Sempronius nach Afrika zu senden. Aber
Hannibal kam diesem Plane zuvor durch seinen glorreichen Zug
nach Italien.
Er überließ nämlich Spanien seinem Bruder Hasdrubal,
zog über die Pyrenäen, durch Gallien, über die Alpen, unter
beständigen Kämpfen mit streitbaren Völkern und allen Hindernissen
einer unwirthlichen Natur, und kam nach dem Verluste fast der
Hälfte seiner Armee mit etwa 30,000 Mann unerwartet in Lber-
italien an, November 218. Der ganze Zug dauerte 5 Monate, der
Übergang über die Alpen, wahrscheinlich über den kleinen Bern-
hard oder über den Mont Cenis, 15 Tage.
Der Consul P. C. Scipio hatte auf seiner Fahrt nach Spa-
nien an der Mündung des Rhodanus (Rhone) von dem Zuge
Hannibals erfahren und kehrte darum nach Italien zurück. Han-
nibal stieß auf ihn am Ticinus, schlug ihn, und bald darauf beide
Consuln an der Treb i a 218. — Im Frühjahre 217 drang Hanni-
bal ngch Etrurien vor, schlug und vernichtete den Consul C. Fla-
minius sammt seinem Heere am See Trasimenus.
Der. Plan Hannibals war offenbar, Rom von dem übrigen
#
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Durch diese glücklichen Kriege wurde die Herrschaft der Römer
auch im Osten, über Macedonien, Griechenland und einen
großen Theil von Kleina sien, ausgebreitet. Aber die großen
Reichthümer, die dadurch in Rom zusammenflossen, und die Selbst-
sucht, welche sie weckten und nährten, hatten den Geist des römischen
Volkes und Senats nicht veredelt, sondern verschlimmert. An die
Stelle der alten Sittenreinheit und Mäßigung war Üppigkeit und
Herrschsucht getreten. Die Römer selbst erregten nun Streitigkeiten
unter Fremden, um von einer Partei, gewöhnlich der schwachem,
zu Hilft gerufen zu werden, und dann beide zu verschlingen.
So ermunterten sie den ihnen befreundeten König Masinissa
von Numidien zu fortgesetzten Unbilden gegen Karthago, da diese
neu aufblühende Stadt wieder ein Gegenstand ihres Neides und
ihrer Furcht geworden war, so daß der alte strenge Cato mit seinem:
ceterum censeo, Carthaginem esse delendam—ge-
wöhnlich seine Reden im Senate schloß. Als M a si n i ss a den Karthagern
sogar das Emporium, eine herrliche mit Gärten und Landhäusern
geschmückte Gegend in der Nähe ihrer Stadt, hinwegnahm, griffen
diese endlich zu den Waffen, um Gewalt mit Gewalt zu vertreiben.
Jetzt riefen die Römer: der Friede sei verletzt, und schickten alsbald
ein Heer nach Afrika hinüber 149. Die erschrockenen Karthager
erklärten sich zu Allem bereit, was man verlangen würde. Die treu-
losen und hinterlistigen Römer forderten nun zuerst 300 Geißeln aus
den edelsten Familien, dann Auslieferung aller Waffen und Kriegs-
vorräthe; und als dies Alles geleistet worden war, Zerstörung der
Stadt, und Ansiedelung der Einwohner im Innern des Landes. Als
die Gesandten mit dieser letzten Botschaft aus dem römischen Lager
nach Karthago zurückkamen, ergriff unendliche Verzweiflung die
700,000 Bewohner, und man beschloß eher zu sterben als das Va-
terland aufzugeben. Zwei Jahre widerstand die Stadt in verzweif-
lungsvollem Kampfe siegreich den römischen Heeren. Erft im dritten
Jahre (146) eroberte und zerstörte sie der jüngere P. Cornelius
Scipio Amilianus, Sohn desamilius Paullus, den aber
der ältere Scipio adoptirte. Karthago's Gebiet ward unter dem
Namen Afrika römische Provinz.
Der Eroberer von Karthago zerstörte auchnumantia, eine
Stadt im Norden Spaniens (133), die mit kaum 8000 waffen-
fähigen Einwohnern aus Liebe zur Freiheit heldenkühn 14 Jahre lang
den römischen Heeren Widerstand geleistet hatte.
8- 43.
Die Grachen und Ihre Bestrebungen.
Mit dem Untergange Karthago's war in Rom selbst auch der
alte, edle Geist der Freiheit untergangen. Nach der Gleichstellung
der alten Stände, der Patricier und Plebejer, hatte sich nämlich
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Extrahierte Personennamen: Kleina Cato Carthaginem Cornelius
Scipio_Amilianus Scipio Scipio Scipio
Extrahierte Ortsnamen: Macedonien Griechenland Rom Numidien Karthago Afrika Karthago Afrika Karthago Spaniens Rom
Er hatte den gewissenlosen Jugurtha, König von Nu mi-
dien, der durch Verbrechen und Bestechung der feilen römischen
Großen den Krieg in die Länge zu ziehen wußte, endlich besiegt und
durch seinen Quästor Sulla gefangen genommen (106).
Bleibendes Verdienst erwarb sich Marius durch Besiegung der
Cimbern und Teutonen. Diese germanischen Stämme hat-
ten sich seit 113 den römischen Gränzen genähert und durch ihre rie-
senmäßige Größe und wilde Tapferkeit allgemeinen Schrecken erregt.
Sie erschlugen mehre Consuln sammt ihren Heeren und drangen
nach Gallien und Spanien vor. In solcher Noth übertrug man dem
Marius 104 wieder das Consulat, das er nun mehrmals hinter-
einander führte. Er suchte vorerst die Kriegszucht wiederherzustellen
und durch kleine Treffen seine Römer an den furchtbaren Anblick
der Barbaren zu gewöhnen. Da schlug er im I. 102 zuerst die
Teutonen bei Aquae Sextiae (jetzt Air in der Provence) und
im folgenden Jahre, vereinigt mit seinem Collegen Lutatius Ca-
tulus, bei Verona die Eimbern, die bereits über die Alpen
nach Italien eingedrungen waren. So ward Rom und die damalige
Kultur gerettet, und Marius zum Lohne für solches Verdienst zum
sechstenmal Cónsul.
Aber fast noch größere Gefahr, als von Cimbern und Teu-
tonen, drohte Rom durch den Bundesgenossen- oder mar;
fischen Krieg (91—89). Das billige Verlangen der Italiener,
mit den Römern gleiche Bürgerrechte zu genießen, ward immer lau-
ter. Selbst viele einsichtsvolle und wohldenkende Römer unterstütz-
ten sie hierin; aber ohne Erfolg. Als daher der Tribun Livius
Drusus, der den Vorschlag dazu erneuerte, ermordet wurde, so
traten die meisten italischen Bundesgenossen zu einem Bunde zusam-
men, und wollten aus ganz Italien Eine Republik und Corfinium
zur Hauptstadt derselben machen. So entstand ein mit vieler Er-
bitterung geführter Krieg, in welchem Italien für lange Zeit gräuel-
haft verwüstet wurde, und Rom selbst nur durch kluge Nachgiebig-
keit, indem es zuerst den treugebliebenen Bundesgenossen, dann allen
denen, welche die Waffen niederlegten, das Bürgerrecht ertheilte,
noch den Sieg errang.
In diesem Kriege hatte sich durch Kriegserfahrung besonders
Sulla ausgezeichnet, ein Mann von altadeligem Gcschlechte und
gelehrter Bildung, aber kaltberechend und ohne Gewissen, darum der
gräuelvollsten Handlungen fähig, wenn er sie als ein Mittel erkannte,
um seinen Zweck zu erreichen, der dahin ging, die Demokratie
zu stürzen und die alte aristokratische Verfassung wieder herzu-
stellen. Anlaß zum Ausbruche der Feindseligkeit zwischen ihm und
Marius gab der erste Krieg gegenmithridates, König von
Pon tus. Dieser talentvolle, tapfere und rastlose Mann hatte, um
die Herrschaft der verhaßten Römer in Asien zu vernichten, einen
allgemeinen Aufstand gegen dieselben zu Stande gebracht, in welchem
5*
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Extrahierte Personennamen: Sulla Marius Marius Marius Marius Lutatius Marius Marius Livius
Drusus Sulla Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Spanien Verona Italien Rom Bundesgenossen- Italien Italien Rom Asien
15
Ihre Schifffahrt außerhalb der Säulen des Herkules dehnte sich noch
weiter aus als die der Phönizier, nach den canarischen In-
seln, und an der Westküste von Afrika bis gegen Guinea. Ihr
Karawanenhandel erstreckte sich tief in das Innere von Aftika, und
über die Oasen der Ly bischen Wüste (Orakel des Jupiter
Ammon) nach Ägypten, wo man die Schätze Arabiens und Indiens
holte.
Die Verfassung Carthago's wird bei den Alten ihrer Weis-
heit wegen gerühmt, ist uns aber nur wenig bekannt. Sie war eine
gemischte. Die oberste Verwaltungs- und Gerichtsbehörde war
mit zwei gewählten Suffe ten (ne^es, cónsules) an der Spitze
— der Senat von wenigstens 300 Mitgliedern, aus dem ein enge-
rer Ausschuß, der Rath der Alten zur Leitung der Geschäfte ge-
bildet wurde. Die vom Senate und den Susifeten ausgehenden
Gesetzesvorschläge, Wahlen, Bestimmungen über Krieg und Frieden
wurden in der Volksversammlung bestätigt. Die Feldherren
waren im Kriege unumschränkt. Bei den Wahlen zum Dienste des
Staates sah man auf Geburt, Reichthum, aber auch auf Tüchtigkeit
und guten Ruf.
Seit dem Jahre 480 suchten die Carthager die fruchtbare Insel
Sizilien, die Fruchtkammer des Alterthums, in Besitz zu nehmen,
und kamen deßwegen zuerst mit Syrakus, der mächtigsten der
griechischen Colonien auf jener Insel, und seit dem I. 264 mit den
Römern in langwierige Kämpfe, in denen zwar eine Reihe der
größten Männer, die je gelebt haben, wie Hamilkar Barkas,
Hasdrubal, Hannibal, hervorglänzte, die aber doch, da die
Handelsrepublik großenteils durch schwer zu befriedigende Mieths-
truppen kämpfte, den Verfall und Untergang Carthago's herbei-
sührten.
Ii. Periode.
Von Cyrus bis Alexander den Großen, oder von Gründung
des persischen Weltreiches bis auf dessen Untergang. —
560 — 323 v. Ehr.
§. 12.
Perser. Cyrus. Zoroaster.
Die Landschaft Per sis lag südlich von Medien an der Ost-
seite des persischen Meerbusens; war überaus fruchtbar aber auch
felsig und sandig. Die Perser, ein kräftiges und tapferes Berg-
volk, bestanden aus mehren Stämmen; unter den Edlen ragten die
Pasargad en, und unter diesen besonders das Geschlecht der Achä-
meniden hervor. Früher mit dem noch östlichem Baktrien, dem
Sitze uralter Kultur und Macht in diesen Gegenden verbunden, wurde
es durch Phraortes 640 von Medien abhängig. Der Befreier
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Extrahierte Personennamen: Hamilkar_Barkas Hannibal Cyrus Cyrus Alexander Alexander Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Guinea Aftika Arabiens Indiens Sizilien Syrakus Baktrien
45
schüft in Unteritalien fürchtend, die Samniter im Kampfe gegen
Rom mit Geld unterstützt, und war gegen dasselbe feindlich gesinnt.
Die nächste Veranlassung zum Kriege war aber folgende: Die Ta-
re ntiner hatten schon wahrend der Samniter-Kriege mit den Rö-
mern einen Vertrag geschlossen, nach welchem römische Kriegsschiffe
das Vorgebirge Lakinium nicht umschiffen sollten. Dies geschah
aber im Jahre 284 von einer kleinen römischen Kriegsflotte. Die
Tarentiner, beim Anblicke dieser Schiffe aufgereizt, nahmen eines
derselben weg, zernichteten vier, die anderen entkamen. Jetzt schick-
ten die Römer eine Gesandtschaft nach Tarent, an ihrer Spitze
L. Postumius, um Genugtuung zu verlangen. Aber Postu-
mius wurde von den leichtsinnigen Tarentinern schmählich ver-
höhnt und verspottet. Die Römer schickten darauf ein Heer in das
Gebiet der Tarentin er (281). Diese nun, die eben so sehr einen
tüchtigen Anführer als ein tapferes Heer nöthig hatten, luden den
König Pyrrhus von Epirus nach Italien ein. Pyrrhus, einer
der vortrefflichsten Feldherren seiner Zeit und ein Mann von vielfach
löblichen Eigenschaften, folgte gern diesem Rufe. Er landete mit
25,000 Mann und 20 Elephanten in Tarent, und suchte zuerst
als Schiedsrichter zwischen beiden Parteien aufzutreten. Aber ver-
gebens. Die Römer wurden bei Heraklea am Flusse Siris in
Lucanien (280) nach der tapfersten Gegenwehr geschlagen, so daß
Pyrrhus ausrief: »Mit solchen Soldaten wäre die Welt mein,
und sie gehörte den Römern, wenn ich ihr Feldherr wäre.«
Pyrrhus glaubte nun die Römer zum Frieden geneigter, und
sendete seinen Freund, den Thessalier Kineas, einen ausgezeichneten
Redner und Staatsmann, nach Rom, den Frieden unter der Bedin-
gung anzubieten, daß die Römer die Freiheit der griechischen Staa-
ten nicht gefährden, und das den Samnitern und Lucanern Entrissene
zurückgeben sollten.
Die Roth und Kineas Beredsamkeit schien den Senat zur
Annahme geneigt zu machen. Da ließ sich Appius Claudius,
der Blinde, in den Senat tragen und vereitelte durch seine ganz
im altrömischen Geiste gehaltene Rede die Unterhandlung. »Schon
längst,« sprach der Greis, »habe ich mich bei den Göttern beklagt,
daß sie mich blind werden ließen; jetzt aber danke ich ihnen, daß ich
es bin, und ich wollte, daß sie mich auch taub hätten werden lassen,
damit ich solche Schande der Römer nicht hören müßte. Denn nie
machten unsere Väter auf solche Weise Frieden, sondern wo die Noth
und Gefahr am größten war, da zeigten sie ihren Heldenmuth und
ihre Ausdauer am glänzendsten, und so wurden sie groß.«
Kineas konnte, Rom verlassend, sich nicht enthalten, zu sagen:
»Rom scheine ihm ein Tempel und der Senat eine Ver-
sammlung von Königen zu sein.« — Pyrrhus war unter-
dessen bis in die Nähe Roms heraufgezogen, kehrte aber bald wieder
zurück, als er hier ein neues Heer fand, und bezog die Winterquar-
j
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Extrahierte Personennamen: L._Postumius Thessalier_Kineas Claudius Kineas
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Rom Tarent Epirus Italien Tarent Lucanien Rom Rom Roms
46
itéré in Tarent. Dahin sendeten die Römer den unbestechlichen
Fabricius, um die Auslösung der Gefangenen zu bewirken.
Im folgenden Jahre (379) siegte Pyrrhus zwar noch einmal
über die Römer bei Aseulum in Apulien, jedoch nur mit har-
ter Mühe, daß Pyrrhus sagte: »Noch ein solcher Sieg, und ich
kehre allein nach Epirus zurück.«
Im folgenden Jahre, als Fabricius Consul war, der den ver-
rätherischen Arzt zurücksendete, wurde ein Waffenstillstand geschlossen,
und Pyrrhus gab die Gefangenen ohne Lösegeld zurück. Er ging
darauf, von den Syrakusanern gerufen, nach Sicilien hin-
über, um diesen gegen die Karthager beizuftehen. Aber auch hier
waren seine Siege ohne bleibende Früchte. Nach drei Jahren kehrte
er nach Italien zurück (275), wo unterdessen die Römer mehre grie-
chische Städte unterworfen hatten. Jetzt wurde Pyrrhus von dem
Consul M'. Curius Dentatus (dessen edle, freiwillige Armuth)
bei Beneventum gänzlich geschlagen, und ging nun nach Epirus
zurück. Zwei Jahre darauf (272) ward Tarent den Römern un-
terworfen, und damit bald ganz Unteritalien.
Rom kämpft mit Karthago um die Weltherrschaft.
8- 39.
Der erste panische Krieg von 264 — 241.
Die Veranlassung zu dem in seinen Folgen so wichtigen Kampfe
zwischen Rom und Karthago war folgende: Die Mamerti-
ner, campanische Miethstruppen im Solde der Syrakusaner,
wurden nach dem Tode des Tyrannen Agathokles zu Syrakus
(289) in ihre Heimath entlassen. In Messana, wo sie überfchiffen
wollten, ermordeten sie die männlichen Einwohner, die sie gastfreund-
lich ausgenommen hatten, und errichteten hier eine Räuberrepublik,
die bald den Syrakusanern und Karthagern zu Lande und zur
See furchtbar wurde. Hiero Ii., '269 von den Syrakusanern
zum Könige erwählt, schlug die Main ertiner, die nun, in Par-
teien getheilt, theils bei den Karthagern, theils bei den Römern
Hilfe suchten. Die Römer weigerten sich anfangs, dem Gefühle des
Rechts und der Ehre gehorchend, mit Räubern und Mördern sich in
ein Bündniß einzulassen. Aber endlich siegte das Interesse und die
Furcht vor der Ausbreitung der karthagischen Herrschaft auf Sici-
lien. Der Consul Appius Claudius (Caudex) schiffte, die
Wachsamkeit der Karthager täuschend, im I. 264 nach Sicilien hin-
über, schlug zuerst Hiero und am folgenden Tage die Karthager.
Hiero, von den Römern hart bedrängt, ward schon im zweiten Jahre
des Krieges zum Frieden gezwungen, und war von nun an treuer
und nützlicher Verbündeter der Römer.
Diese eroberten bald den größten Theil des karthagischen Ge-
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49
Italien zu trennen, es durch wiederholte Niederlagen zu schwächen,
und dann erst den Versuch auf die Eroberung der Stadt selbst zu
machen. Er zog daher nach Unteritalien, während die Römer in
ihrer Noth den Q. Fabius Maximus (Cunctator) zum Dik-
tator ernannten, der ein weises Vertheidigungssyftem gegen Han-
nibal befolgte, und ihn einmal in den Gebirgen Campaniens so ein-
schloß, daß sich Hannibal nur durch List retten konnte.
Im folgenden Jahre 216 machten die Römer außerordentliche
Rüstungen; erlitten aber dessenungeachtet unter den Consuln Ämi-
lius Paullus und Terentius Varro bei Cannä in Apu-
lien (Sommer 216) durch die klugen Anordnungen Hannibals
eine so schreckliche Niederlage, daß Terentius Varro nur mit
Wenigen entkam. Aber die Römer, nie größer als im Unglücke,
verzagten nicht und nahmen sogar den fliehenden Cónsul, dessen Hitze
und Ungestüm das Unglück vorzüglich herbeigeführt hatte, dankend wie-
der auf, weil er an der Rettung des Vaterlandes nicht verzweifelt habe.
Jetzt wurden alle Männer, selbst unter 17 Jahren, auch 10,000
Sklaven, zu den Waffen gerufen; die Frauen brachten ihren Schmuck
freiwillig als Opfer dem Vaterlande dar. Auch errang Claudius
Marcellus bei Nola 215 zuerst einen bedeutenden Vortheil über
Hannibal, und stellt dadurch der Römer Vertrauen zu sich selbst
wieder her. Marcellus ging darauf nach Sicilien hinüber, um
Syrakus, das nach Hiero's Tode mit Hannibal sich verbun-
den hatte, zu bekriegen. Er eroberte die Stadt nach zweijähriger
Belagerung (214 — 212), ungeachtet der Maschinen des großen Ma-
thematikers Archime des.
. Seit der Schlacht von Cannä war das Glück von Hanni-
bal gewichen. Von Karthago nicht gehörig unterstützt, simd der
große Mann seine Hilfsmittel nur in seinem überlegenen Geiste. Um
sich zu verstärken, rief er seinen Bruder Hasdrubal aus Spanien
herbei. Dieser drang auf demselben Wege, wie früher sein Bruder,
nach Italien ein. Er wurde aber von den Consuln Claudius
Nero und M. Livius am Metaurus bei Sena geschlagen und
sammt seinem Heere zernichtet 207. So von allen Mitteln verlassen,
beschränkte sich Hannibal auf den Verteidigungskrieg, und zog
sich, auch jetzt noch immer gefürchtet, nach Bruttium zurück.
Während des italischen Krieges ward auch in Spanien von
den Römern mit abwechselndem Glücke gekämpft. Aber 210 landete
der junge P. Cornelius Scipio (Africanus) an der spanischen
Küste, eroberte im schnellen Überfall Neukarthago, und unter-
warf durch Gewalt wie durch freundliches Betragen bis 206 den
größten Theil der Halbinsel.
Nach seiner Rückkehr versetzte er den Krieg nach Afrika 204,
und nöthigte so die Karthager, zu ihrer Rettung Hannibal aus
Italien herbeizurufen. Ungern und voll trüber Ahnung verließ die-
ser den langen Schauplatz seiner Siege. In Afrika gelandet, suchte
. X
»
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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Extrahierte Personennamen: Hannibal Hannibals Terentius_Varro Claudius
Marcellus_bei_Nola Hannibal Marcellus Hannibal Cannä Claudius
Nero Livius Hannibal Cornelius_Scipio Scipio Hannibal
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Apu- Hannibals Sicilien Syrakus Karthago Spanien Italien Sena Bruttium Spanien Neukarthago Afrika Italien Afrika
50
er vorerst durch eine Unterredung mit Scipio den Frieden zu ver-
mitteln; aber vergebens. Es kam zur Schlacht bei Zama, Oktober
202, wohannibal besiegt wurde. Damit war die Weltherrschaft
der Römer begründet und die Ausbreitung römischer, mehr rein
menschlicher Gesittung gegen die beschränktere afrikanische gesichert.
Die Karthager mußten im Frieden alle Besitzungen außer Afrika
abtreten, ihre Kriegsschiffe bis auf zehn ausliefern, 50 Jahre lang
jährlich 200 Talente Silber zahlen, und dem Rechte entsagen, ohne
Genehmigung der Römer Krieg zu führen. — Hannibal durch den
Haß der Römer aus Karthago vertrieben, nahm Gift bei dem
Könige Prusias von Bithynien 183.
8- 41.
Vorzüglichere Ursachen des schnellen Wachsthums der römischen Macht.
1) Die in sich so vollendete römische Verfassung, die in
dem Senate, als dem Ausschüsse der Würdigsten und Tüch-
tigsten der Nation, die Erfahrung und Festigkeit der Aristo-
kratie; in der Volksversammlung, wo alle römischen
Bürger über die Gesetze und wichtigeren Angelegenheiten des
Staates stimmten, die Vortheile der Demokratie; in dem
Consulat und der Diktatur die Einheit und Kraft der
Monarchie vereinigte.
2) Die einfachen, unverdorbenen Sitten, die durch die
Einrichtung der Censur befördert und lange erhalten wurden.
Strenge Gesetzlichkeit, ausdauernder Muth, hoher Sinn für
das Wohl des Vaterlandes sind Haupttugenden, Landbau und
Kriegsdienst die ehrenvollen Beschäftigungen des römischen
Bürgers.
3) Der verständige Grundsatz der Römer, eine fremde Ein-
richtung, wenn sie besser war als ihre einheimische, nicht blos
anzunehmen, sondern sie so innig mit ihren eigenen Einrichtun-
gen zu verbinden, daß man sagen kann: Rom blieb immer
dasselbe und wurde doch immer anders. — Dies zeigt
sich besonders im Kriegswesen; die Waffen wurden geändert,
sobald man auf einen Feind traf, gegen den die frühere Be-
waffnung nicht mehr zureichte. So wurde zur Zeit der Kriege
mit den Galliern der lange Spieß mit dem behendem Wurf-
speer (pilum), im zweiten punischen Kriege das einschneidige
römische Schwert mit dem spanischen doppelschneidigen zum Hauen
und Stechen vertauscht. — Die römische Legion bestand um diese
Zeit etwa aus 4500 Mann in 5 Abtheilungen (hastati, prin-
cipe«, triarii, rorarii (später velites), accensi).
4) Hierher gehört auch die große Maxime des Senates, im
Unglücke, also mit einem Feinde, der noch nicht völlig besiegt
war, nicht Frieden zu schließen. Überhaupt zeigt sich die Größe
\
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51
der Römer nie herrlicher als im Unglücke, das die eisernen Gc-
müther dieser Männer niemals beugen konnte.
5) Von dem Verstände und der Weisheit der Römer zeugt auch
ihr kluges Verfahren, die unterjochten Völker in ihren eigen-
tümlichen Sitten, und Einrichtungen nicht zu stören, wohl
aber solche Anordnungen zu treffen, wodurch ihre Unterwürfig-
keit gesichert ward. Die Römer theilten in der Regel das Land
eines unterworfenen Volkes so, daß ein Theil Staatsgut wurde,
ein Theil verblieb den alten Einwohnern, und ein Theil wurde
römischen Bürgern, die sich als Kolonisten dort niederlaffen
wollten, angewiesen. Diese Kolonien römischer Bürger wa-
ren also gleichsam Besatzungen in den unterworfenen Ländern
und blieben mit der Mutterstadt stäts in engster Verbindung,
indem sie ihr Bürgerrecht beibehielten. — Ein anderer Theil
der römischen Städte waren die Municipien, die von eige-
nen Magistraten nach eigenen Gesetzen und Rechten verwaltet
wurden. Auch diese hatten das römische Bürgerrecht theils
mit, theils ohne das ju8 suffragii et bonorum; sie konnten
daher auch die römischen Gesetze annehmen. Praefectura
hieß ein Municipium oder eine Kolonie, wohin von Rom aus
ein Praefectus juri dicundo, zur Verwaltung des Rechts,
gesendet wurde.
Die übrigen Angehörigen des römischen Staates wurden unter
dem gemeinschaftlichen Namen der Bundesgenossen (socii) be-
griffen, deren Rechte und Verhältniß zu Rom durch besondere Ver-
träge auf manchfaltige Weise bestimmt waren. Im Allgemeinen
waren die Bundesgenossen verpflichtet, Mannschaft zu stellen,
diese zu löhnen und einen Tribut zu zahlen.
8- 42.
Ausbreitung der römischen Herrschaft im Osten. Der dritte punische Krieg.
Nach dem glücklichen Ausgange des zweiten panischen Krieges
gingen die Römer raschen Schrittes der Weltherrschaft entgegen.
Philippus Ii., König von Macedonien, der mit Hannibal
im Bunde stand, wurde von T. Quinctius Flamininus bei
Kynoskephalä 197 und Antiochus der Große, König von
Syrien, der seine Herrschaft bis nach Europa ausdehnen wollte,
von L. Scipio (Asiaticus), Bruder des Africanus, beimag-
nesia 190 besiegt. — Bald nachher wurde Perseus, der Sohn
und Nachfolger des Königs Philippus von Macedonien, als er-
den Krieg gegen Rom erneuerte, vonamiliuspaullusbeipydna
168 gänzlich geschlagen und auch das von Parteien zerrüttete Grie-
chenland unterworfen, nachdem das prächtige Korinth, das Haupt
des achäischen Bundes, von Mumm ius erobert und zerstört wor-
den war 146.
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